Nach Prag – ohne Digitalkamera und eine Überraschung

Weniger ist mehr

Sylvester in Prag – was nehm ich mit? Die Idee: Nimm nur die „Analoge“ mit. Ich war schon immer ein Freund davon, mich auf wenige Dinge zu konzentrieren. Aber die Digitale gar nicht mitzunehmen? Da ich nicht 100% sicher war und schon immer mal eine Instagram Umfrage machen wollte, habe ich einfach gefragt.

Das Ergebnis war 69% stimmten für analog. Danke meine lieben Follower, denn das hatte ich mir heimlich gewünscht und es hat mir auch noch den letzten Schubs gegeben.

Für alle, die sich jetzt fragen: Muss man denn heute noch analog fotografieren?
Nein!

Die Überraschung, die vor Weihnachten kam

Und wenn schon „analog only“, gönn ich mir vielleicht noch ein Upgrade meiner kleinen analogen Leica CL? Tolle Kamera, aber mein 50mm Zeiss Sonnar bei Blende 1:1,5 zu damit fokussieren ist für mich ein bischen wie Lotto spielen. Der Messsucher der CL ist leider bei weitem nicht so eindeutig wie der, der Leica M’s. Aber 500 Euro Budget in der Fotokasse ist halt auch nicht viel in der Leica Welt. Beim Stöbern im Internet fiel mir bei Meister Camera in Hamburg eine Leica M5 für 499 Euro ins Auge (mit defektem Belichtungsmesser- aber wer braucht schon einen Belichtungsmesser?).

Zwar größer und schwerer  als die normalen M’s aber bezahlbar. Also, bestellt, geliefert und….

Drama

Aus unerfindlichen Gründen fehlte ein Teil zum Filmeinlegen. Meister Camera recherchiert was man da machen kann, sie schaffen es aber nicht das fehlende Teil innerhalb von einer Woche (dann ging es ab nach Prag) herzubekommen. Da Meister Camera aber ein super kundenfreundlicher Leica Store ist wollten sie unbedingt helfen nach vielen Ideen und einem super Rabatt gabs ein Upgrade auf eine traumhafte, generalüberholte Leica M4P.

Happy  End

Ich musste nur noch meine CL in Zahlung geben, einen wirklich minimalen Aufpreis bezahlen und hielt 3 Tage danach meine analoge Traumkamera in Händen. Also von mir ein superdickes Lob an Meister Camera in Hamburg.

Kurz vor dem Urlaub habe noch einen Testfilm durchgejagt, entwickelt und gescanned. Alles war wirklich perfekt.

Ein Tipp für die tschechische Grenze

Gerade als wir über die tschechische Grenze fuhren, sagte ich Ups, braucht man hier eine Vignette?

Raus an der Tanke und gefragt – ja, aber sie haben nur eine Jahresvignette. Die 10 Tages Version haben sie nicht. 3 Tankstellen später überall die gleiche Aussage. Nur Jahresvignette!

Und bei der Letzten Tankstelle sehe ich schon die Polizeikontrolle. Da die Jahresvignette vermutlich immer noch billiger ist als die Strafe haben wir dann doch lieber die Jahresvignette genommen.

Also wer nach Tschechien will… Vignette vorher bestellen und ihr habt mehr Geld fürs tschechische Bier;-)

Land und Leute

Zu den Tschechen kann ich nur sagen, dass sie superfreundlich und hilfsbereit sind. Das Bier und das Essen dort sind sehr gut und sehr preiswert. Mit englisch kommt man überall gut durch und Prag hat bei Tag und bei Nacht einen ganz besonderen Flair. Wir haben uns dort jederzeit sicher und überall willkommen gefühlt. Zum fotografieren ist Prag insbesondere für die Streetfotografie eine tolle Stadt. Aber auch für Kultur- und Architekturbegeisterte gibt es viel zu bestaunen.

Wir waren schon mal in den Neunzigern in Prag

Gleiche Frau, nur damals noch unverheiratet:

Heute immer noch die schönste Frau der Welt.


Leica M4-P | Kodak 400TX 400 @ 400-1600
Digitized with Leica M240 + Negative Lab Pro v2.1.2 | Lomo
Rodinal 1:100 | 20Grad | Semistand

Wie habe ich entwickelt:

Für Schwarzweiss Filme wollte ich mal was Neues ausprobieren: Rodinal in Semistand Entwicklung. Dabei wird die Dose in meiner Variante nur alle 10 Minuten einmal sanft bewegt. Das hält die Lichter im Zaum und erzeugt das für Rodinal so typische grobe, aber super scharfe Korn.
Ich dachte mir wenn schon analog, dann soll man das auch sehen!

Und für mich eine Premiere: Ich habe auch die Farbfilme alle selbst entwickelt in Tetenal C41.  Temperiert mit meinem Weihnachtsgeschenk: CINESTILL TCS-1000 Temperature Control System.

Cooles Teil – damit ist das bei C41 so kritische Temperieren wirklich super einfach.
Alles zusammen habe ich 9 Filme an einem Tag entwickelt

Wie habe ich gescanned?

Scanner Marke Eigenbau:

Hat bei mir eine lange Geschichte und ist aus allen möglichen Teilen immer wieder umgebaut worden. Kurz gesagt ich fotografiere die Negative einfach ab. Die für mich dazu aus heutiger Sicht beste Lichtquelle ist ein Blitz. Als Kamera nehme ich einfach die die ich habe: Leica M240. Als Objektiv habe ich mir ein preiswertes  Leica R Macro-Elmar 4/100mm mit Leica Balgen mit Adapter zur Leica M gekauft. Hat etwas Fokusshift ist aber superscharf. Negativhalter ist ein Lomography DigitaLIZA. Einmal aufgebaut und eingestellt brauche ich mit der Kombi  nur ca. 5 -10 Minuten pro Film.

Und Softwareseitig nutze ich das Lightroom Plugin: Negative Lab Pro. Tolle Software. Für mich persönlich die einzige Chance die Farben,  vom Farbnegativ aus einem Kamerascan, vernünftig umzuwandeln.

Welche Filme hatte ich dabei?

Kodak Portra 800:

Da es Winter ist dachte ich, ich nehme lieber etwas höher empfindliche Filme mit:
Unglaublich tolle Farben, mit einem ganz speziellen Look. Die meisten Bilder sind 1-2 Blenden überbelichtet.
So bekommt der Portra den typischen Look, den ich an ihm so liebe. Mit dem Portra kann man eigentlich nichts falsch machen.

Kodak Ektar 100

Deutlich niedrigere Empfindlichkeit als der Portra 800 und ein ganz anderer Look. Extrem feinkörnig und extrem hohe Auflösung. Für mich aber viel spannender ist die andere Farbanmutung

Fomapan (Profiline Action) 400

In der Tschechei trinke ich tschechisches Bier und fotografiere mit tschechischen Filmen. War auf jeden Fall ein interessanter Film (Hab mir vor Ort noch ein paar Päckchen nachgekauft). Meine persönlichen Favoriten bei Kleinbild zum Scannen sind zwar eher Ilford FP4 und HP5, aber Foma hat da auf jeden Fall gute Arbeit geleistet. Da ich bewusst grobkörnig entwickelt habe, kann ich ihn jetzt nicht direkt mit meinen anderen Filmen vergleichen, aber das Ergebnis gefällt mir auf jeden Fall sehr gut.

Kodak TRI-X 400 Film

In der Hoffnung auf grobes Korn habe ich auch von Kodak den Klassiker dabeigehabt. Wie oben auch in Rodinal Semistand entwickelt. Wie macht er sich im Vergleich zum Foma? Was meint Ihr?

Resümee Prag Analog only:

Was mir aufgefallen ist, dass ich weniger Bilder gemacht habe. Die Ausbeute an Bildern, die ich mich zu veröffentlichen traue ist deutlich höher als wenn ich digital fotografiere. Rausgekommen wären am Ende wahrscheinlich gleich viel gute, aber es war analog halt deutlich weniger Ausschuss dabei. Ich fotografiere bewusster mit Film. Man ist natürlich immer eingeschränkt auf den Film, den man gerade eingelegt hat. Also wenn ein Schwarzweiss Film eingelegt ist, gibt es halt keine Farbe!  Mit 100 ASA kommt man nachts nicht weit und mit 400 ASA kann ich nicht bei Sonnenschein mit Blende 1:1,5 fotografieren. (OK ich brauche einfach noch einen 4 Blenden Graufilter dann gehts). Aber ich finde gerade wenn man sich beschränkt, lernt man besonders gut mit dem was man hat umzugehen. Man kommt auf andere Bildideen, gerade weil man eingeschränkt ist.

Und für alle, die sich immer noch fragen, ob man heute wirklich noch analog fotografieren muss: Nein!

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Aber es macht verdammt viel Spaß 😉